KOMMENTAR

In eigener (unserer) Sache


Wie im Editorial angeführt, befindet sich auch die Caravaning-Branche in einer prekären Lage und nie da gewesenen Situation. Auf der einen Seite haben wir steigende Interessentenzahlen – zukünftige Kunden – die auf der Suche nach einem Reisemobil sind. Auf der anderen Seite hat die Reisemobil-Industrie ernsthafte Probleme, die bestellten Fahrzeuge überhaupt zu fertigen, beziehungsweise zu vollenden. Verzögerungen bei der Auslieferung bei Reisemobilen sind nichts neues, sie begleiten die Branche seit Jahrzehnten, je nach Auftragslage in größerem oder kleinerem Ausmaß. Neu ist hingegen, das der Händler seine Kunden womöglich mit einer Nachzahlung von einigen Tausend Euro konfrontiert!

Was ist passiert? Bei einem beispielsweise im November 2020 abgeschlossenem Kaufvertrag für einen Camper Modelljahr 2021 sind Kunde und Händler von einer neun bis zwölf-monatigen Lieferzeit ausgegangen. Doch die Havarie der „Ever given“ im März 2021, die 422 weitere Containerschiffe blockierte, und Coronas langer Atem machten diesen Plan zu Nichte! Der größte Onlinehändler kauft mal eben 10-tausende Transporter für seine Auslieferungs-Flotte. Alle in dunkelblau und identischer Ausstattung – ein herrlich simples und lukratives Geschäft im Vergleich zu den individuellen Ausstattungsansprüchen der Reisemobilisten. Corona setzte im März 2022 den südchinesischen Hafen Yantian – mit 90 Prozent der chinesischen Elektronikexporte – außer Gefecht. Weltweit leiden Zulieferer an Rohstoffmangel – vom Chassis-Hersteller bis zum Polsterstoff-Produzenten: Holz, Aluminium, Kunststoffe... was die Preise für Kühlschränke, Toiletten, Markisen etc. exorbitant steigen ließ. Die Transportkosten hatten sich versechsfacht, kostete die Verschiffung eines Containers aus China im Januar 2020 rund 2.000 US-Dollar, schlägt dieses Vorhaben im Juli 2021 mit 13.000 US-Dollar zu Buche, vorausgesetzt sie bekommen überhaupt einen Frachtplatz … und Ihre Ladung wird gelöscht.

Für denselben 6-Meter-Campervan, welcher als Modelljahr 2021 für rund 47.000 Euro geordert werden konnte, wurden im Modelljahr 2022 bereits 53.000 Euro – und für das Modelljahr 2023 knapp 62.000 Euro ausgepreist! Dieselbe 30 Prozent-Preissteigerung, die wir tagtäglich an der Supermarktkasse zahlen.

Kunden bei der Abholung des lang ersehnten Reisemobils zu drohen, den Camper postwendend an andere Interessenten zu veräußern, sollten die zusätzlichen 5.000 Euro nicht binnen 48 Stunden beglichen werden, ist sicherlich keine Art! Den Händler auf dieser „Preisexplosion“ sitzen lassen zu wollen, sicher auch nicht! Hier ist gegenseitige Rücksichtnahme und Verständnis gefordert...

Preisentwicklungen sind derzeit nicht langfristig kalkulierbar. Deshalb haben in diesem Kastenwagen Jahrbuch etliche Hersteller bewusst auf Preisangaben verzichtet, womit diese auch in unserer Modelltabelle fehlen und – bis auf Weiteres – auch auf kastenwagen.camp24.com nur eingeschränkt zur Verfügung stehen! |