EINFÜHRUNG

Basisfahrzeuge

Unbeschwertes Reisen braucht ein solides Basisfahrzeug: Der frontgetriebene Marktführer im Reisemobilsegment ist der Fiat Ducato, nun in der achten Version.

Solide Basis –
sicherer Urlaub


Das Basisfahrzeug stellt, wie ein solides Fundament beim Hausbau, die Grundlage des mobilen Lebens mit dem Reisemobil dar. Die Auswahl an Fahrzeugen ist überschaubar, bietet aber durch viele Versionen für alle Bedürfnisse den richtigen Kastenwagen.

Text: Claus-Detlev Bues | Fotos: Werk/D.C.I.-Archiv

Die Entscheidung für ein Reisemobil-Basisfahrzeug wird von bestimmten technischen und persönlichen Faktoren bestimmt: Von der Antriebsposition, den werkseitig lieferbaren Radständen, dem Angebot an Komfort- und Sonderausstattungen und natürlich auch vom Image der Marke. Obwohl mit dem Ford Transit, dem Mercedes-Benz Sprinter, dem VW T 6.1, VW Crafter/MAN TGE und dem Renault Master nun mehrere, fast gleichwertige Basis-Fabrikate zur Auswahl stehen, heißt in Deutschland und Europa die Reisemobilbasis zum überwiegenden Teil (2021 – 46 Prozent Marktanteil bei Reisemobilen in Deutschland) immer noch Fiat Ducato, der mit einem Facelift im Juli 2021 in die achte Version gegangen ist. Die aktuellen Lieferschwierigkeiten an Basisfahrzeugen, welche die gesamte Fahrzeugbranche betrifft, hat besonders die Marktsituation des Fiat Ducato beeinträchtigt, der 2022 massiv an Marktanteilen verloren hat. Grund war auch eine „caravaning-unfreundliche“ Politik im Hause Stellantis, die dazu geführt hat, dass sich Reisemobil-Hersteller nach besser lieferbaren Basisfahrzeugen umgesehen haben. So konnten Ford mit seinen Transit-Baureihen, Volkswagen mit den Transportern T 6.1 und Crafter, MAN mit dem TGE sowie Mercedes-Benz mit Vito und Sprinter in die Bresche springen und kräftig Marktanteile gutmachen. Ohne Ausnahme kommen alle in Europa verwendeten Basisfahrzeuge aus dem Nutzfahrzeugbereich, abstammend von Kleinbussen und leichten Transportern. Alle Basisfahrzeughersteller mussten im Rahmen der Euro 6d-Aufwertung zum 1. September 2021 zumindest ihre Motorenpaletten auf die Endstufe der Emissionsklasse Euro 6 erneuern, so dass die aktuellen Modelle weitgehend annehmbare Alltagstauglichkeit mit sauberen Dieselmotoren und viel Elektronik in Form von Fahrerassistenzsystemen umweltgerechte Fahrzeuge mit hoher Sicherheit bieten.

Der Chipmangel bedroht die Produktion von Freizeitfahrzeugen auch in der Saison 2023 massiv.

Lieferschwierigkeiten bei den Basisfahrzeugen

Bedrohliche Lieferschwierigkeiten haben in 2021 und 2022 die Caravaningbranche sehr schwer getroffen. Ein Grund für die massiven Lieferschwierigkeiten der gesamtem Basisfahrzeughersteller in 2022 und – so die Experten – vielleicht noch die nächsten Jahre ist der akute Mangel an elektronischen Bauteilen. Die aktuelle elektronische Aufrüstung der Basisfahrzeuge braucht E-Chips, die aus China und Fernost zu uns kommen und sehr zäh lieferbar sind. So erzeugen die fehlenden Elektronik-Bauteile eklatante Produktions- und Lieferschwierigkeiten in der Caravaningbranche in Europa, die in Lieferfristen für Reisemobile von bis zu zwei Jahren münden. Dazu beeinträchtigt der brutale russische Angriffskrieg in der Ukraine ebenfalls die Lieferketten der Branche: Die Ukraine war bespielsweise ein Hauptlieferant für Kabelbäume der Autoindustrie.

Moderne Basisfahrzeuge haben dank serienmäßiger Sicherheitstechnik und einer Vielzahl an Fahrerassistenzsystemen einen hohen Qualitäts- und Sicherheitsstandard und bieten Pkw-ähnlichen Komfort.

Massive Preiserhöhungen

Die Probleme in den Lieferketten und die anhaltend hohe Inflation haben die Preise für alle Materialien und damit auch für die Basisfahrzeuge explosionsartig erhöht. So sind im Endresultat durch die gestiegenen Einkaufkosten der Hersteller die Preise für den Endkunden drastisch gestiegen. An 20 bis teilweise 30 Prozent höhere Endpreise werden sich die Caravaning-Kunden für dieses Jahr gewöhnen müssen, eine Ende der Entwicklung ist noch nicht abzusehen.

Zwei Katalysatoren und SCR-Abgastechnik mit Add-Blue-Einspritzung sind heute Voraussetzung für umweltgerechte Basisfahrzeuge mit Schadstoffnorm Euro 6d Final.

Der Trend: Modulare Bauweise mit wahlweise Front- Heck- oder Allradantrieb

Zum Grundsätzlichen gehört die Antriebs-Position wie Front- oder Heck- oder Allradantrieb. Eindeutig bevorzugt wird – mehr bei den Herstellern als bei den Endkunden – der Frontantrieb, weil er im meist ebenen und nicht durch Kardan- und Antriebskonstruktion beeinträchtigten Ladebereich den Ausbauern relativ freies Spiel in der Gestaltung des Wohnausbaus zugesteht. Nachteile: Die Hecklastigkeit durch die Aufbauten nimmt der Vorderachse einiges an Traktion und der Wendekreis fällt erheblich größer aus als beim Hecktriebler. Vorteil aber auch: Die Geradeauslauf-Eigenschaften sind meist besser als bei einem Hinterachsantrieb. Aktueller Trend – und das haben im Moment Ford, Mercedes, VW und MAN im Angebot – ist die Tonnage-abhängige Wahlmöglichkeit der Antriebsart, was technisch auch die Aufrüstung auf einen 4x4-Antrieb erleichtert und preislich interessant werden lässt. Während bis 3,5 Tonnen zulässiger Gesamtmasse meist der Frontantrieb bevorzugt wird, wird für die höheren Tonnagen der Heckantrieb angeboten. Das hat seinen Grund: Die 3,5 Tonnen-Klasse ist europaweit im Reisemobilbau führend, weil die EU-Führerscheinregelung die Tonnage begrenzt und die Reisemobil-Hersteller mit frontgetriebenen Basisfahrzeugen wesentlich mehr Gestaltungsmöglichkeiten durch einen durchgängig flachen Wohnraumboden haben. Die Kastenwagenmobile rangieren fast ausschließlich in der Tonnage von 3,0 bis 3,5 Tonnen zulässiger Gesamtmasse.

Sauber – sicher – schick – die aktuellen Basisfahrzeuge

Achten Sie beim Neukauf eines Wohnmobil unbedingt auf die aktuelle Emissionsstufe Euro 6d (Final). Neben einigen optischen Retuschen und Optimierungen sind die Basis-Nutztiere nun mit serienmäßigen und optionalen Fahrerassistenzsystemen in Sachen Bordelektronik auf den aktuellen Stand gebracht worden. Ein nicht unwichtiger Punkt ist die Ergonomie, die im Fahrerhaus herrscht. Der Arbeitsplatz beim Transporter wird immer mehr die gute Stube beim Freizeitfahrzeug. Im Nutzfahrzeugbereich gelten andere Kriterien als im Pkw-Bau, dennoch geht der Trend der aktuellen Basisfahrzeuge eindeutig zur Pkw-ähnlicher Anmutung in Design, Ausstattung, Handling und letztlich auch im Sicherheitsstandard. Ganz wichtig, besonders zu Zeiten der aktuellen Umweltdiskussion sind heute der Verbrauch und die Schadstoffklasse der Basisfahrzeuge. 99,9 Prozent der Kastenwagenmobile werden von einem Dieselaggregat befeuert, alle aktuellen Basisfahrzeuge kommen mit sparsamen Diesel-Commonrail-Motoren und der Schadstoffklasse Euro 6d Final zum Händler. |

Euro 6d Final (Euro 6d-ISC-FCM – EU-Fahrzeugklassen (M, N1 Gruppe I)

Für die Typzulassung eines Fahrzeugs müssen Hersteller inzwischen den Energieverbrauch und die Emissionen im aufwendigen WLTP-Verfahren bei unterschiedlichen Betriebszuständen ermitteln lassen (WLTP = Worldwide Harmonized Light-Duty Vehicles Test Procedure). Dies gilt für die verschiedensten Kombinationen von Karosserie, Motor, Getriebe und Reifendimension. Der Unterschied zwischen den Zulassungsarten Euro 6d-Temp und Euro 6d – offiziell die Endstufe Euro 6d-ISC-FCM – zielt darauf, um wie viel das RDE (Real Drive Emisson)-Ergebnis den Richtwert im realen Fahrbetrieb überschreiten darf. Ist bei Euro de Temp noch der Faktor 2,1 zulässig, so reduziert sich bei Euro 6d (Endstufe oder Final) die mögliche Toleranz auf den Faktor 1,5. Demnach dürfen Dieselfahrzeuge – auch leichte Nutzfahrzeuge wie Reisemobile – bis 3,5 t zulässige Gesamtmasse bei der Neuzulassung ab 1. September 2021 den NO-Grenzwert von 120 mg/km nicht überschreiten. Der CO2-Ausstoss wird nicht pro Fahrzeug, sondern über die Flottenemmission geregelt. Für Heavy Duty Fahrzeuge, LKW und Busse über 3,5 t zulässiger Gesamtmasse. gilt aktuelle die Schadstoffnorm Euro VIe. Diese Fahrzeuge unterliegen anderen Prüfkriterien und Normen als Pkw und leichte Nutzfahrzeuge.